Marktrückblick
In der vergangenen Woche haben die Aktienmärkte den positiven Schwung der Vorwoche ein wenig verloren, konnten letztlich aber noch eine leichte positive Performance vorweisen. Nachdem einige Länder wie die Schweiz oder Deutschland eine langsame Rückkehr aus dem Lockdown angekündigt haben, stecken andere Länder weiter voll in der Coronakrise fest. Ob es wirklich sinnvoll ist, bereits nach wenigen Wochen Teile der Gesellschaft und der Wirtschaft wieder zu reaktivieren wird von einigen Virologen bezweifelt. Andere meinen wiederum, dass der Schaden durch den Lockdown grösser sei als durch das Virus. Fragt sich am Ende, ob man mit Schaden den Tod von Menschen oder wirtschaftliche Einbusse meint. In Deutschland plant die Fussball Bundesliga die Wiederaufnahme von Geisterspielen bereits im Mai. Ähnliche Pläne gibt es auch in Spanien, wo Barcelonas Trainer Setién scharfe Kritik an diesen Plänen geäussert hat. Der Verein Schalke 04 ist wohl bereits dringend auf die Zuteilung der Fernsehgelder am 2. Mai angewiesen um nicht bereits in arge Existenznöte zu geraten. Auf Seiten der DAX Unternehmen hat Adidas bereits Milliardenkredite beantragt, weil es andernfalls die Coronakrise nicht überleben könne. Und dies nach erst wenigen Wochen. Marktausblick Eine wiederaufkommende panikartige Verkaufswelle ist aktuell nicht in Sicht, könnte aber jederzeit durch ein überrschandes Negativ-Ereignis wie einer unerwarteten Insolvenz eines bedeutenden Unternehmens oder einem unerwarteten raschen Wiederanstieg der Neuinfektionszahlen eintreten. Wie ich bereits in den vergangenen Woche befürchtet habe, ist der wirtschaftliche Druck so gross, dass eine möglichst schnelle Rückkehr aus dem Lockdown angestrebt wird. Meine Befürchtung einer zweiten Infektionswelle ist dadurch wahrscheinlicher geworden. Es erscheint mir, als verfolge man hierzulande die Strategie einer kontrollierten Durchseuchung weil andernfalls ein monatelanger Lockdown irreparablen Schaden an der Wirtschaft verursachen würde. Und ob am Ende dieser Zeit ein Impfstoff verfügbar sein wird, ist noch nicht einmal garantiert (Artikel von Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt). Der berühmte Hedgefondsmanager Ray Dalio hat in einem Interview gar einen düsteren Wirtschaftsausblick gegeben. Er redet nicht von einer bevorstehenden Rezession, sondern von einer Depression vergleichbar mit der der 1930er Jahre. Zudem würde aktuell ein langfristiger Kreditzyklus zu Ende gehen, was eine Neuausrichtung des globalen Währungssystems zur Folge hätte. Das positive Szenario wäre, dass die schrittweise Lockerung des Lockdowns erfolgreich verläuft und zu keiner neuen (kritischen) Infektionswelle führt. Der wirtschaftliche Schaden wird dann ebenfalls begrenzt bleiben und eine Erholung der Märkte kann die Folge sein. Das negative Szenario wäre, dass die schrittweise Lockerung des Lockdowns zu schärferen Infektionswellen führt und gar Zustände wie in Bergamo oder New York eintreten können. Neben der Notwendigkeit eines weiteren, dann möglicherweise noch längeren Lockdowns, sind soziale und politische Unruhen nicht auszuschliessen. Bereits jetzt werden derartige Diskussionen auch an prominenter Stelle geführt, wie auch der Artikel von Barcelona-Trainer Setién zeigt.
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AuthorBertan Güler, CFA Archives
November 2022
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