Die Einschätzung der Vorwoche bezüglich einiger Konfliktparteien, welche wohl kein Interesse an einer schnellen Lösung des Konflikts haben, scheint sich zu bestätigen. Nachdem der Krieg nun über zwei Wochen wütet, verhärten sich zudem die Fronten und die Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Konflikts und einen diplomatischen Kompromiss schwinden täglich.
Bis nun eine der Kriegsparteien bereit ist von ihren Forderungen zurückzuweichen, muss voraussichtlich erst noch viel Leid über die Zivilbevölkerung herein brechen. Nun muss entweder Zelenskyy von seinem Vorhaben die Ukraine in die NATO zu führen zurückweichen oder Putin gewillt sein eine prowestliche Regierung anstelle des in den Startlöchern stehenden prorussischen Yanukovych in Kiew zu dulden. Nun stellt sich die Frage, für wen die Luft als erstes dünn wird. Zelenskyy, welcher in Kiew auf die vorrückenden russischen Truppen wartet oder das wirtschaftlich extrem beeinträchtigte Russland, ihre Armee und allen voran Wladimir Putin. Ganz aktuell scheint Zelenskyy nicht mehr auf dem NATO Beitritt zu beharren, was einen Hoffnungsschimmer darstellt schlimmeres doch noch zu vermeiden. Die Aktienmärkte legen kurzerhand ein kleines Kursfeuerwerk hinund schiessen nach oben. Der DAX macht gute 500 Punkte in wenigen Minuten gut und springt von 12800 auf 13300 Punkte an. Ob die Hoffnungen berechtigt sind und wie lange sie anhalten, werden die nächsten Stunden und Tage zeigen. Um das Pendel auf die Seite der Ukraine zu befördern, liebäugelt die USA mit weiteren Wirtschaftssanktionen. So sorgte die Ankündigung Russlands Ölexporte komplett vom Welthandel auszuschliessen für eine regelrechte Panik am Ölmarkt zu Beginn der Woche. Der Ölpreis schoss um +20% auf gut 130 US Dollar hoch, damit einher brachen europäische Aktienindizes massenweise ein. Die USA kann sich dem noch entgegen stemmen. Betrachtet man die Performance diverser Aktienmarktregionen seit Beginn des Kriegs, so liegen amerikanische Indizes mit +4% im grünen Bereich, während Europa -11% verloren hat. Russland mit -32% liegt am unteren Ende, Österreich mit einer hohen geschäftlichen Exponierung in Osteuropa mit -24% dicht dahinter. Der DAX ist mit -16% ebenfalls überdurchschnittlich von der aktuellen Krise betroffen. Es bleibt einem nichts anderes übrig als die weitere Entwicklung des Krieges abzuwarten und das beste zu hoffen. Sollte es berechtigte Hoffnung auf Frieden geben, so könnten die Märkte aus dem aktuellen Crash-gefährdeten Modus wieder in den Zustand vor dem Krieg übergehen. Doch bei all den aktuellen Problemen sollte man nicht in Euphorie verfallen, denn immerhin waren die Märkte auch ohne die Ukrainekrise infolge der Inflationssorgen bereits seit Dezember in einer schwachen Verfassung.
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Coronavirus Rück- und Ausblick
Die Entwicklung der Neuinfektionen schreitet weltweit mit besorgniserregender Geschwindigkeit voran. Asiatische Länder scheinen aus diversen Gründen mehr Erfahrung und einen effizienteren Umgang mit derartigen Epidemien zu haben. China konnte die Anzahl an Infektionen auf ca. 82'000 begrenzen (bislang), Südkorea hat die Eindämmung bei ca 8'000 bis 9'000 Infektionen erreicht. In beiden Länder sind die Wachstumsraten bei ca. 1% oder darunter. Singapur und Japan haben die Eindämmung zwar noch nicht erreicht, können die Wachstumsraten jedoch auf einem niedrigen Niveau um die 10% und darunter halten. Das war es aber schon mit halbwegs guten Nachrichten. Die Lage in Europa ist, man kann es nicht anders ausdrücken, verheerend. Hat man sich anfangs noch zu lange vor harten Entscheidungen der Abriegelung ganzer Regionen wie in China gescheut, bleibt den europäischen Ländern jetzt keine andere Wahl als für das ganze Land die "Pause"-Taste zu drücken. Die globale Ausbreitung, welche in Asien noch einigermassen verhindert werden konnte, hat sich dramatisch beschleunigt nachdem Europa betroffen wurde. Das Ausmass der menschlichen Tragödie wird allen in Norditalien vor Augen geführt. Ich werde nicht müde zu betonen, dass Italien sich einzig und allein dadurch von anderen europäischen und amerikanischen Ländern unterscheidet, dass sie uns einige Tage voraus sind. Der Mangel an Beatmungsgeräten wird auch bei uns dazu führen, dass Entscheidungen getroffen werden müssen Menschen ohne Behandlung ihrem Schicksal zu überlassen. Leider gilt nach wie vor, das Schlimmste steht uns noch bevor. Das unausweichliche Drama rückt auf beklemmende Weise immer näher und wird in den nächsten Wochen hoffentlich seinen traurigen Hochpunkt überwunden haben. Ich kann nur jedem wünschen, gesund aus dieser Lage herauszukommen. Viele werden es leider nicht überleben. Ebenso tragisch ist der Gedanke, dass wie bei der Spanischen Grippen vor gut 100 Jahren die aktuelle Phase lediglich die erste von weiteren Infektionswellen sein könnte. Ein Lichtblick ist die nun allgegenwärtige Wahrnehmung dieser Krise als ebensolche, zumindest in den Reihen der Politik. Der noch stärkere Fokus auf die Entwicklung von Impfstoffen oder Therapien, die zusätzliche Produktion von Beatmungsgeräten von verantwortungsbewussten Unternehmen wie General Motors oder Tesla lassen hoffen, dass die Opferzahl durch vereinte Anstrengungen so niedrig wie möglich gehalten werden kann. Trotz all dieser Anstrengungen wird diese Phase als eine menschliche Tragödie in die Geschichtsbücher eingehen, die wegen der Ignoranz, mangelhaften Weitsicht und fehlgeleiteten Interessenslagen zahlreicher Politiker derartige Ausmasse annehmen konnte. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest zukünftige Generationen aus dieser Krise lernen werden und wir das nächste Mal schneller und zielstrebiger reagieren. Der nächste Virus könnte noch gefährlicher sein als der Coronavirus. Marktrückblick Nach den heftigen Verlusten und panikartigen Verkäufen an den Märkten in den Wochen zuvor, hat sich die Marktverfassung in der vergangenen Woche ein wenig gebessert. Zumindest mit Blick auf die europäischen Märkte. Nichtsdestotrotz steht am Ende der Woche ein deutliches Minus bei den meisten grossen europäischen Indizes von ca. -3% bis ca. -9%. Auffällig sind die höheren Verluste der Aktienindizes mittlerer wie kleiner Unternehmen. In Grossbritannien hat der FTSE 250 mit -14% deutlich stärker gelitten als der grosse Bruder FTSE 100 mit -5%. Dies lässt erahnen, dass besonders die kleinen und mittleren Unternehmen stärker von dieser Krise bedroht sind als die Grosskonzerne. Während das Bild in Asien dem in Europa ähnelt, haben vor allem die amerikanischen Aktienmärkte in der letzten Woche gelitten. Der starke Anstieg an Neuinfektionen mit dem Coronavirus jenseits des Atlantiks, hat die Amerikaner mit voller Wucht getroffen und das Thema in ihr Bewusstsein gehämmert. Der S&P 500 hat -15% verloren, der Dow Jones Industrial gar -17%. In New York gilt ab sofort 100% Home Office. In Kalifornien, New York, Illinois und Connecticut sind die Bürger aufgefordert zu Hause zu bleiben. Marktausblick Die kommenden Woche könnten ein wenig Beruhigung in die Märkte bringen, nachdem die möglichen Ausmasse der aktuellen Krise den meisten Akteuren nun bewusst geworden sein dürfte. Wie schlimm es wird weiss aktuell jedoch keiner. Die plötzliche Entdeckung einer effektiven Therapie oder eines Impfstoffes, könnte die Märkte ebenso schnell drehen lassen wie sie eingestürzt sind. Damit ist jedoch in den nächsten Tagen und Wochen noch nicht zu rechnen. Die alles entscheidende Frage ist, wieviel Schaden die Wirtschaft im Verlauf des notwendigen Stillstands nehmen wird? Basierend auf einer eigenen historischen Analyse hat sich gezeigt, dass nach Marktkorrekturen von -25% bis -30% weitere Verluste in mindestens dieser Höhe sehr wahrscheinlich sind, wenn die Wirtschaft im Anschluss in eine Rezession übergeht. Die Rezession ist unausweislich, so dass wir eher von weiter fallenden Märkten als von einer rasanten Erholung ausgehen sollten. Nach der Panik der letzten Wochen, kann der weitere Verlauf zumindest an Intensität und Geschwindigkeit nachlassen. Die immer rasanter steigende Anzahl an Neuinfektionen, bedingt durch das zugrundeliegende exponentielle Wachstum, könnte die Panik aber durchaus wieder kurzfristig anheizen. Risikomodell Crash Protection Das Risikomodell zeigt nun für alle Regionen und fast alle Länder einen bestätigten roten Status an. Aktuell ist Sicherheit und Kapitalerhalt oberstes Gebot. Eine Rückkehr zu einem grünen Status würde eine starke Erholung der Aktienmärkte notwendig machen, wonach es momentan nicht aussieht. Marktrückblick
Die vergangene Woche wird wohl als eine der schlimmsten Wochen in die Geschichte der Finanzmärkte eingehen. Bereits der Wochenauftakt brachte die Märkte weltweit massiv unter Druck. Die Futures der US Leitindizes wurden bereits nach wenigen Minuten vom Handel ausgesetzt, nachdem Intraday-Verlustlimite überschritten wurden. Bis Mittwoch beruhigten sich die Märkte dann wieder ein wenig, mündeten am Donnerstag jedoch in einen noch heftigeren weltweiten Ausverkauf mit Tagesverlusten von über 10%. Das Ausmass der letzten Wochen hat historische Dimensionen erreicht. Eigentlich muss man sogar feststellen, dass historische Dimensionen übertroffen und neue Massstäbe gesetzt wurden. Der amerikanische Leitindex S&P 500 hat beispielsweise in nur 18 Tagen 25% von seinem zuvor erreichten Allzeithoch verloren. Das ist einmalig in seiner Geschichte. Auf Platz verwiesen wurde die Börsenpanik 1929, in der es 39 Tage bis zu einem solchen Verlust gedauert hat. Ich betone es an dieser Stelle noch einmal, die Börsenpanik von 1929 wurde mit deutlichem Abstand auf Platz zwei verwiesen. Auf Wochenbasis verzeichnen viele Aktienindizes aktuell Verluste von 10% bis über 20%. Schlusslicht bildet Europa, welches vom WHO zum neuen Epizentrum der Coronavirus-Pandemie erhoben wurde. Coronavirus Die Coronavirus-Pandemie hat das Potenzial nicht nur eine wirtschaftliche Krise ungeahnten Ausmasses heraufzubeschwören, sondern sich darüber hinaus noch zu einer humanitären Katastrophe wie der Spanischen Grippe 1918-1920 zu entwickeln. Kleine Randnotiz, trotz der Bezeichnung "Spanische Grippe", geht die Wissenschaft heute davon aus, dass der Virus seinen Ursprung in den USA hatte. Insbesondere die rasant steigenden Zahlen in Europa, die weiter mit hohen Wachstumsraten einhergehen, könnten die Möglichkeiten der Gesundheitssysteme sprengen und tausende Menschen unbehandelt ihrem Schicksal überlassen. Europa muss aus diesem Grund alles daran setzen, die Wachstumsraten schnellstens zu reduzieren. Einmal mehr hat Europa mangelhafte Entscheidungs- und Handlungsfähigkeiten bewiesen. Coronavirus-Ausblick Unter der Rubrik Coronavirus wird auf dieser Webseite der mögliche weitere Verlauf in verschiedenen Ländern anhand einer statistischen Schätzung basierend auf den bestehenden Daten vorgenommen und veröffentlicht. Anhand der Daten gehe ich leider weiterhin davon aus, dass uns die schlimmsten Tage und Wochen noch bevorstehen. Zu hoffen bleibt, dass der nahende Frühling und anschliessende Sommer den Virus zumindest für einige Monate in Schach halten werden. Eine Entwarnung in den Zahlen wäre dann gegeben, wenn wie aktuell in Südkorea die Wachstumsraten deutlich rückläufig wären. Leider sind wir davon ausserhalb Asiens weit entfernt. In Europa sind in einigen Ländern die Wachstumsraten sogar noch gestiegen. Risikomodell Crash Protection Die Risikomodelle für die einzelnen Regionen USA, Europa und Asien sind mitterweile alle auf Status Rot. Der globale Status ist aktuell neutral, wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen auch auf Status Rot bestätigt werden. Die historischen Phasen des Aktienmarktes mit den grössten Verlusten (von -40% bis -90%) traten stets in Phasen einschneidender gesamtwirtschaftlicher Krisen auf. Die Einschränkungen des globalen Wirtschaftskreislaufes lassen befürchten, dass eine solche Krise wahrscheinlich bevorsteht. Aktuell sollte man daher Vorsicht walten lassen. Kapitalerhalt steht über kurzfristigen Renditen. Infolge der hohen Volatilität im Markt, ist es sinnvoll den Marktausstieg über mehrere Tage hinweg zu verteilen. |
AuthorBertan Güler, CFA Archives
November 2022
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