Marktrückblick
Seit Ausbruch der Coronakrise war die letzte Woche eine mal wieder verhältnismässig langweilige Woche. Die meisten weltweiten Aktienmärkte sind seit vergangener Woche nur leicht negativ im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Das Ausmass der Coronakrise ist den Marktteilnehmern nun bekannt, quantitative Manager haben ihre Positionen längst abgebaut, Ökonomen versuchen die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Lockdowns zu prognostizieren und Entscheidungsträger müssen das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung mit dem Risiko einer schwerwiegenden Wirtschaftskrise wie in den 1930er Jahren abwägen. Marktausblick Die kommenden Wochen dürften von einem weiteren Rückgang der Volatilität geprägt sein, da der erste Schock vorbei gezogen ist und kurzfristig mit keinen Überraschungen zu rechnen ist. Gebannt beobachten die Menschen weltweit die Entwicklung der Infektions- und Todeszahlen und hoffen auf eine Trendwende und einen deutlichen Rückgang der Wachstumsraten. Diese Ruhe könnte uns noch zum Verhängnis werden. Wie Bill Gates bereits am 31. März in der Washington Post verkündete, müsse ein zu voreiliger Rückzug aus dem Lockdown vermieden werden. Ansonsten drohe eine zweite noch schlimmere Infektionswelle. Der Lockdown in den USA müsse laut Gates mindestens zehn Wochen aufrecht erhalten werden und landesweit ohne Einschränkungen gelten. Entsprechendes müsste hierzulande für ganz Europa gelten. Da dies nicht der Fall ist befürchte ich, dass einige Länder aus Angst vor einem totalen wirtschaftlichen Kollaps zu früh die Lockdown Massnahmen lockern werden. Ebenfalls erscheint mir, dass man im Fall einer aufkommenden zweiten Welle nicht über dieselbe Testeffizienz wie beispielsweise China oder Südkorea verfügt. Es erscheint mir daher wahrscheinlich, dass es in Europa und vermutlich auch in den USA zu einer zweiten Welle kommen wird. Dies allerdings erst in 1-3 Monaten. Bis dahin rechne ich mit weniger volatilen aber tendenziell weiter fallenden Märkten. Die überraschende Entdeckung einer Therapie, eines Medikaments oder eines Impfstoffs wäre hingegen ein Startschuss für eine starke Erholung der Aktienmärkte. Sollte es hingegen zu unerwarteten Unternehmenspleiten kommen, vor allem von Unternehmen mit denen keiner rechnet, könnte ein weiterer scharfer Abverkauf an den Märkten stattfinden.
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AuthorBertan Güler, CFA Archives
November 2022
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