Marktrückblick In den letzten Wochen kannten die weltweiten Aktienmärkte nur eine Richtung - zurück zu den Allzeithochs aus den Zeiten vor Corona. Der amerikanische Technologieindex Nasdaq 100 hat dieses Ziel bereits erreicht und neue Allzeithochs ausgebildet. Marktteilnehmer und Ökonomen feierten das Ende an Meldungen historischer Negativrekorde. In den USA wurde nach rekordhohen Arbeitslosendaten zuletzt wieder ein Anstieg der Anzahl an Beschäftigten vermeldet. Zusätzlich wähnten die Marktteilnehmer die allmächtigen Notenbanken in ihrem Rücken, allen voran die FED. Doch eben diese FED war es, welche die Märkte aus ihrem Delirium zurückholte, indem sie lediglich das Halten des aktuellen Zinsniveaus und keine Senkungen in Aussicht stellte. Der Markt reagierte enttäuscht auf das Statement der FED, weltweit gingen die Märkte im Anschluss um mehr als -5% in die Knie. Man muss demnach feststellen, dass die Kurserholung seit dem Tief der Corona-Krise massgeblich durch die Hoffnung auf ein Einschreiten der Zentralbanken getragen war. Dies erklärt die hohe Diskrepanz, die sich zwischen wirtschaftlicher Realität, dem wirtschaftlichen Ausblick und dem Verlauf der Finanzmärkte aufgetan hat. Alles in allem eine gefährliche Mischung, insbesondere wenn man die mittlerweile immer grösser werdende Sorglosigkeit im Umgang mit dem Coronavirus in Betracht zieht. Marktausblick Es bleibt dabei, eine neuerliche Welle an Infektionen muss weiter jederzeit in Betracht gezogen werden. Die Tatsache, dass sich das Virus bereits in der Bevölkerung verbreitet hat kann die zweite Welle in ihrer Geschwindigkeit und in ihrem Ausmass weit schlimmer werden lassen als die erste Welle. So war auch während der spanischen Grippe der Jahre 1918 bis 1920 die zweite Welle die mit Abstand gefährlichere. "The second wave of the 1918 pandemic was much more deadly than the first. The first wave had resembled typical flu epidemics; those most at risk were the sick and elderly, while younger, healthier people recovered easily. By August, when the second wave began in France, Sierra Leone, and the United States, the virus had mutated to a much more deadly form. October 1918 was the month with the highest fatality rate of the whole pandemic." Dass damals die erste Welle hauptsächlich ältere Menschen und Vorerkrankte betroffen hatte und dann durch Mutation in der zweiten Welle sehr viel gefährlicher wurde, sollte die Alarmglocken läuten lassen. Es bleibt zu hoffen, dass eine solche Mutation die Ausnahme ist und sich die Ereignisse des Jahres 1918 nicht wiederholen werden.
Das Crash Protection Risikomodell zeigt weiterhin grösstenteils Entwarnung an. Die USA ist weiterhin auf Status Grün, weltweit ist das Signal neutral bis positiv zu bewerten. Eine völlige Rückkehr zum 100%ig grünen Status wäre möglich gewesen, wurde durch die letzten Kursverluste aber vorerst verhindert. Somit bleibt der Risikoausblick gemäss des Modells verhalten optimistisch, das Risiko einer neuerlichen Panik scheint jedoch gering. Das Potenzial für kurzfristig weiter rasant ansteigende Märkte ist nicht sehr gross. Nach dem schnellsten 30%-Kurssturz der Geschichte verhalfen die Notenbanken zur ebenfalls schnellsten Erholung der Geschichte. Die schwerwiegendsten ökonomischen Auswirkungen scheinen hinter uns zu liegen, so zumindest der Konsens der Ökonomen und Marktteilnehmer. In den nächsten Wochen und Monaten könnten uns volatile Seitwärtsmärkte bevorstehen. Eine sich weiter rasch abzeichnende wirtschaftliche Erholung und Rückkehr zur Normalität könnte den Märkten noch ein wenig Luft nach oben lassen. Ein rascher Anstieg an Infektionszahlen in den entwickelten Ländern hingegen könnte die Märkte wieder abstürzen lassen. In diesem Fall dürfte die Mehrheit der Anleger wieder mit einem schnellen Eingreifen der Notenbanken rechnen, sodass eine vergleichbare Panik wie im Februar und März unwahrscheinlich erscheint. Es sei denn, das Corona-Virus mutiert...
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AuthorBertan Güler, CFA Archives
November 2022
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